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Innere und äußere Mission

1849 gründete der Pfarrer
Wilhelm Löhe Wilhelm Löhe
Wilhelm Löhe
zusammen mit
Friedrich Bauer Friedrich Bauer
Friedrich Bauer
die „Gesellschaft für innere und äußere Mission im Sinne der lutherischen Kirche e.V.“, als Trägerin der von Neuendettelsau ausgehenden Missionsarbeit (vgl. Jahnel, Vorländer 2013, S.287). Sie besteht bis heute und kann als Urgesellschaft auch für „Mission eine Welt“ gesehen werden. Hier wird im Namen zwischen innerer und äußerer Mission unterschieden. Während die „Innere Mission“ den Glauben unter bereits Getauften stärken sollte, hatte „Äußere Mission“ den Auftrag Anders- oder Nichtgläubige (damals „Heiden“ genannt) zum christlichen Glauben zu bekehren. Grundlage für diesen Auftrag war die Überzeugung Vertreter*in des einzig wahren und heilbringenden Glaubens zu sein. Dies war auch die innere Überzeugung der Neuendettelsauer Missionare und ihren Ehefrauen, mit der sie sich auf den Weg zu den „papuanischen Heiden“ machten. Die geistige Haltung mit der das geschah beschreibt
Johann Flierl Johann Flierl
Foto von Flierl
in seinen Reisebriefen an seinen Sohn im Missionshaus von 1913.

Auch die Neuendettelsauer Missionare waren also Teil des kolonialen Systems im 19. und 20. Jh. und unterstützten die Kolonialmacht bei ihrer „Zivilisierungsmission“. Diese Zivilisierungsmission basierte auf der europäischen Vorstellung eines Kultur- oder Zivilisationsgefälles und der Überzeugung Vertreter einer fortschrittlicheren Kultur zu sein und deshalb den moralischen Auftrag zu haben weniger entwickelte Kulturen zu zivilisieren. Missionsgesellschaften übernahmen während der Kolonialherrschaft Aufgaben, die die Kolonialverwaltung entlasteten und gleichzeitig ihre Macht stabilisierte. Dazu gehörten Tätigkeiten wie Schulwesen oder der Aufbau eines Gesundheitssystems für die Einheimischen. Durch die Vermittlung europäischer Bildung trug die Mission auf lange Sicht aber auch dazu bei, das koloniale System zu unterminieren (vgl. Wendt 2016 S. 245-246).

Johann Flierl: Reisebriefe

„Das, was uns nach Kaiser-Wilhelmsland trieb, hatte mit dem deutschen Patriotismus allerdings auch etwas gemein, aber die treibende Kraft stammte woanders her. Wir wollten das beste, was unser deutsches Volk durch Gottes Gnade hat, das Evangelium des Friedens, den neuen deutschen Schutzbefohlenen bringen. Darum machten wir bald mit dem Einsetzen der Kolonisation auch mit der Mission unter den Völkerschaften Neuguineas den Anfang. Unsere Mission tut aber ihr Werk nicht im Auftrag der Regierung, sondern im Auftrag ihres himmlischen Herrn; nicht um Dank und Lohn einer irdischen Regierung, sondern um Gottes Willen […] Es ist allerdings so. dass durch ihren Dienst die wilden Naturmenschen friedsame, arbeitsame, umgängliche und brauchbare Menschenkinder werden, und dass dadurch die Aufgabe der deutschen Regierung und der Kolonisation erleichtert wird.“ Joh. Flierl aus „In den Missionsdienst! Reisebriefe eines alten Missionars an seinen Sohn im Missionshaus“ von 1913 (In: Farnbacher/Fugmann (Hg): Johann Flierl. Ein Leben für die Mission. Mission für das Leben. Neuendettelsau 2009, S.123.)

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