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Missionare und Kolonialherren - gemeinsame Interessen?

„Diese Völklein auf Neu-Guinea […] lebten vor der Ankunft der Weißen bis Mitte der achziger Jahre des vorigen Jahrhunderts noch mitten in der Steinzeit, und es ist bewunderungswert, was sie mit ihren primitiven Steinwerkzeugen an Geräten mit kunstvollem Schnitzwerk herstellten.“ schrieb Missionar Flierl 1910 im Gedenkblatt der Neuendettelsauer Mission zwar einigermaßen wohlwollend, jedoch mit der Überzeugung Teil einer höherwertigeren Kultur zu sein. Der Überlegenheitsduktus weißer Herren war sowohl den Kolonialherren, wie den Missionaren gemein. Insofern war ein gemeinsames Interesse von Mission und Kolonialmacht „die Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit“ und die „Kultivierung“ der Einheimischen nach deutscher und, im Sinne der Mission, in erster Linie christlichen, Ordnung. Die Sicherung des Landfriedens war Grundlage für die christliche Missionsarbeit, aber auch für die wirtschaftliche Ausbeutung des Landes. Der Weg dorthin war jedoch sehr unterschiedlich.

„Es kamen freilich auch Zweifel: Ist die Einführung sozialer Ordnung meine Aufgabe? Komme ich dabei nicht mit meinem Missionsberuf in Konflikt? Jedoch wurde der Eindruck stärker als je zuvor, daß aus den Eingeborenen und ihrem christlichen Leben und den Gemeinden nichts Ordentliches werden könne ohne tüchtige Arbeit. Ich stehe nicht an, bei einem kulturarmen Volke wie unseren Papua, in der Arbeit eins der Haupterziehungsmittel nicht bloß in kultureller, sondern auch in religiöser Hinsicht zu sehen.“ Christian Keyßer (In: Mission und Volkserziehung S.17, zitiert nach Stadler 2004, S.285).
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