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Landbesitz - Grundlage für Kolonialmacht und Mission

Die Aneignung von Land beruhte sowohl bei der Kolonialregierung, als auch bei den Missionsgesellschaften nicht auf juristisch belastbaren Verträgen. Sofern es Verträge überhaupt gab, wurden diese mit der Maßgabe geschlossen, dass die Einheimischen nicht wussten worauf sie sich einließen. Der sog. „Schutzbrief“ war der Freibrief für die Okkupation. Dabei galt als „herrenloses“ Land jedes Areal, das nicht auf den ersten Blick von Bewohnern kultiviert war. Bei der NGK herrschte die Meinung, dass der europäische Eigentumsbegriff für die Melanesier unbekannt war. Angeblich erstand Otto Finsch die Insel Madang vor Finschhafen für 4 Beile, 4 bunte Taschentücher, 4 Kalkpfeifen und 24 Stangen Tabak (vgl. Krug 2005, S. 17-19). Die einheimischen Melanesier wurden aus Finschhafen und Madang vertrieben und siedelten sich in Simbang an. Nun hatten sie Angst erneut aus ihrer neuen Heimat verdrängt zu werden (vgl. Fröhlich 2015 Bd. 2 S. 12). Johann Flierl von der Neuendettelsauer Mission „erwarb“ das Land für die erste Station in Simbang nun ebenfalls gegen Tauschmittel. Nachdem er die Genehmigung des Landeshauptmanns erhalten hatte, sich in Simbang niederzulassen, erhielt „Häuptling“ Makiri als Gegengeschenk für das Land eine Axt (vgl. Briefe Flierl 6.9., 2.10., 19.11.1886).

Aber die Geschichte geht noch weiter ...
Rund um Finschhafen hatte 1901 die NGK begonnen Kokospalmen zu pflanzen, entschied sich jedoch später die Pflanzung zu verkaufen. Die Neuendettelsauer Mission erwarb 1908 die ca. 800 ha Land mit 27.000 Palmen zu einem Preis von 167.000 Mark von der NGK (vgl. Pilhofer Bd. 2, S.15; Fröhlich II S. 155). Die illegale Landbesetzung von 1885 durch Otto Finsch und die NGK wurde somit 13 Jahre später durch die Neuendettelsauer Mission legitimiert. 1903 wurde in Finschhafen bereits die Missionsstation Pola gegründet, die gleichzeitig Warenumschlagplatz und Poststation wurde.

Simbang

Johann Flierl schreibt über Simbang:

„Die Dorfleute von Simbang begrüßten uns nicht eben freundlich […] Um das zu verstehen, sei hier erwähnt, daß im Dorf Simbang Familien wohnten, die von Finschhafen ausgesiedelt waren, so der alte Jaboa mit seiner Familie, dessen Heimat das schöne kleine Inselchen Madang war, im Finschhafen gelegen, nur einen Hektar groß, aber mit 100 Kokospalmen. Die Weißen legten eine Axt von ihn hin, gleichsam als Bezahlung für seinen Wohnort, und sagten: aum gigia (wörtlich „du bis gegangen“, d.h. mach, daß du fortkommst!). So wanderte er nach Simbang aus, und die Weißen bauten auf Madang eine ganze Anzahl Gebäude, so das Lagerhaus, die Wohnung des Stationsvorstehers und die Wohnung des Doktors.“ Johann Flierl (In: Als Pionier in das ferne Neu Guinea. In S. Fröhlich Hg. 2015, Teil II S. 15)

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