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Plantagen und Handwerksbetriebe

Im Laufe der Jahre wurden die Missionare immer mehr angehalten ihren Bedarf auf dem Missionsfeld selbst zu decken. Hierzu waren größere Pflanzungen erforderlich, die auch einen wirtschaftlichen Ertrag bringen konnten. Letztlich war also auch die Mission darauf bedacht, zum Selbsterhalt wirtschaftlichen Nutzen zu generieren. Dies sollte einerseits der Bevölkerung rund um die Stationen die Möglichkeit bieten, notwendiges Geld zu verdienen für die zu zahlenden Steuern und den Einkauf von importierten Gütern, andererseits den Unterhalt für die Mission sichern. Die missionseigene Plantagenwirtschaft bspw. in Finschhafen oder Heldsbach und Handwerksbetriebe (Druckerei, Sägewerk) bot den Einheimischen den Vorteil, sich nicht auf weit entfernt liegenden Plantagen für mehrere Jahre verpflichten zu müssen und damit ihrer Familien allein zurückzulassen. Für die Mission hatte es den Vorteil, dass die eben bekehrten Neuchristen nicht ihrem Einfluss entzogen wurden und womöglich „rückfällig“ werden konnten (vgl. Gedenkblatt 1910, S.56-57).

Die Kolonialmacht wollte die missionseigene Plantage und andere Handwerksbetriebe zu ihrem Vorteil nutzen, was jedoch in der Mission keinen positiven Widerhall fand. Auf einen entsprechenden Antrag der NGK 1889, dass es doch zweckmäßig sei, wenn die Missionsgesellschaften solche Missionare schicken würden, die den Einheimischen ein Handwerk beibringen könnten, antwortete Flierl mit einem neunseitigen Gutachten, indem er in ziemlich polemischen Ton darlegt, dass es nicht die Aufgabe der Mission sei, Handwerker auszubilden, sondern vielmehr Aufgabe der NGK selbst, da sie letztlich ja auch der Nutznießer der erworbenen Kenntnisse sei.

Diskussion um Plantagen

„Zur eigentlichen Aufgabe der Mission gehört es sicher nicht, den Eingeborenen Handwerke beizubringen, doch gibt es Verhältnisse […] da es die eigentlichen Aufgaben u. Zwecke der Mission fördern kann, Heiden und Convertiten Handwerke zu lehren {…] Sehen wir uns nun unser Missionsgebiet und seine Verhältnisse etwas genauer an […]Auf unserem Missionsfeld sind derzeit keine willigen und freiwilligen Lehrlinge aufzutreiben, unter den Eingeborenen ist noch wenig Bedürfnis nach Erzeugnissen europäischer Handwerke und darum keine Neigung zu dieselben; u. die Mission selbst hat auch keine Veranlassung für Unterkommen von Anhängern zu sorgen. Dazu sind alle Verhältnisse in der jungen Kolonie noch gänzlich unfertig […] Wenn in besten Fall der oder jener Bursche sich überreden ließe bei uns aufs Handwerk zu lernen, so müßten wir ihn Tag für Tag Lohn geben dafür, daß er uns theures Material verpfuschen und nach ein paar Wochen oder Monaten wieder ausspringen würde […] So leicht geht die Beibringung eines Handwerks denn doch nicht, daß man es nur so nebenbei beim Unterricht fertig brächte. Man lernt auch in Deutschland das Handwerk nicht in der Schule, sondern in der Werkstätte […] in einem Zeitraum von 3-4 Jahren. Wir müssten schwarzen Leuten von vornherein bessere Fähigkeiten zuschreiben, wenn wir annehmen wollten, daß sie leichter und schneller als Weiße ein Handwerk erlernen würden […] Es können doch wohl nur die gewöhnlichsten Handwerke in Betracht kommen, die man am ersten überall braucht wo wenig Cultur sich findet etwa Schuhmacher, Schneider, Schreiner, Zimmermann. Das Schmiede u. Bauhandwerk nun könnte man in der Schule schon deshalb nicht beibringen, weil man in den Schulraum Feueresse und Bauplatz nicht wohl verlegen kann […] Wenn ich im obigen darauf aufmerksam machte, daß die N.G.Co selbst viel leichter ausführen kann, was sie uns zumuthet, so kann doch auch nicht entgegengehalten werden, daß es nur Sache der Missionsgesellschaft und nicht etwa auch der N.G.Co wäre, den Schwarzen Handwerke beizubringen. Solches ist ein rein civilisatorische Werk […] Die Mission will und darf niemals bloß civilisieren, sondern soll u. muß zunächst und vor allen Dingen christianisieren.“ Johann Flierl Gutachten vom 11.5.1889 bzgl. Antrag der NGK

„Es sei zweckmäßig, daß von den Missionsgesellschaften solche Missionaire nach Neu-Guinea gesandt werden, die den Eingeborenen ein Handwerk beibringen könnten; es könne dies sehr gut beim Unterricht geschehen, der den Zöglingen dadurch viel anziehender werden würde, so daß sie besser und ruhiger aushalten würden.“ (sh. MEW Archiv Findbuch 7.1)

Fotostrecke: Plantagen


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