Papua-Neuguinea
Erste Schritte
„Die Beamten der Compagnie werden angehalten sein, die Missionsarbeit bei den Eingeborenen zu erleichtern und zu fördern und Störungen derselben thunlichst fern zu halten. Die Missionaire andererseits werden von ihren Vorgesetzten verpflichtet werden, die Verwaltung nach Kräften zu unterstützten und eintretenden Falls als Dolmetscher, Vermittler von Streitigkeiten u.s.w. unentgeltlich Dienste zu leisten. Sie werden sich insbesondere auch zur Aufgabe stellen, die Eingeborenen zu regelmäßiger Arbeit zu gewöhnen und sie in Handfertigkeiten, Gartenbau und landwirtschaftlichen Arbeiten zu unterrichten.“ (Archiv MEW 52/11-17, 7.1; 7.21).
Die Abhängigkeit und Dienstgefälligkeit der Neuendettelsauer Mission von und ggü. der Kolonialregierung resp. der machthabenden Neuguinea Kompanie tritt hier deutlich zu Tage (vgl. Krug 2005; S. 84).
Finschhafen
Johann Flier schreibt über Finschhafen
„Finschhafen war damals der Hauptort von Deutsch Neu-Guinea, dem Schutzgebiet der Kompanie. Den Namen hatte der Ort von Dr. Finsch, einem Braunschweiger, der im Jahr 1884 auf dem winzigen alten Dampfer Samoa das Gebiet erforschte, welches Bismarck für Deutschland in Besitz nehmen lassen wollte. Die ersten Beamten der NG Co. kamen nach Finschhafen am 5. Oktober 1885, also nur etwa ein halbes Jahr vor mir. In dieser kurzen Zeit waren ziemlich viele europäische Gebäude errichtet worden, deren Material fertig zubereitet eingeführt wurde; besonders waren es sogenannte Schwedenhäuser, ganz von Brettern, auch das Dach, mit sehr kleinen Räumen, nur 8 Fuß im Kubus. Durch die Bretterdächer und – decken drang der Regen in die Räume, darauf strich man sie mit Theer an, und nun rannte die schwarze Brühe in die Räume, schließlich schlug man Wellblech drauf, und das half. In einem solchen kleinen Raum erhielt ich meine Unterkunft mit meinen Sachen, und als einige Wochen später mein erster Mitarbeiter, Bruder Tremel, aus Deutschland ankam, mußte er bei mir logieren, weil die Räume sehr knapp waren. Mein Essen hatte ich in der nahen Speiseanstalt, die zwei Klassen hatte: für die Herren und für die Handwerker. Ich gehörte natürlich zur ersten Klasse.“ Joh. Flierl (In: Als Pionier in das ferne Neu Guinea. In:S. Fröhlich Hg. 2015, Teil II S. 5)
Briefwechsel
Der Briefwechsel zwischen Missionsinspektor Martin Deinzer und Hansemann hier in Ausschnitten:
Inspektor Deinzer an Direktor Hansemann am 13. Januar 1886:
„[…] Gewiss sind auch Sie der Überzeugung, daß die evangelische Christenheit Deutschlands den neuerworbenen Ländern und ihren Bevölkerungen auch das Evangelium schuldig ist und sehen in der Mission keine Gegnerin, sondern eine Bundesgenossin der kolonisatorischen Bestrebungen der Gegenwart; auch werden Sie es gerechtfertigt finden, daß gerade wir, die wir schon eine längere Reihe von Jahren auf dem Festland Australiens eine Mission unter den Papuas betrieben haben, uns vor anderen berufen glaubten das Evangelium über die Torresstraße hinüber nach Kaiser-Wilhelms-Land zu tragen […]“
Antwort von Hansemann am 18.Januar 1886:
„Auf das gefällige Schreiben vom 13. d. Mts. erwidern wir ergebenst, daß wir der christlichen Missionstätigkeit in den deutschen Schutzgebieten der Südsee nicht nur nicht abgeneigt, sondern sie zu fördern bereit sind, daß wir aber die Zeit […] für noch nicht gekommen erachten. […] Wir haben in diesem Sinne uns auch gegen die Rheinische Mission im Barmen ausgesprochen […].“
Deinzer lässt sich jedoch nicht abwimmeln und schreibt am 21. Januar 1886:
„Nicht nur ist der Plan in kirchlichen und politischen Blättern besprochen und überall mit ungeteilter Anerkennung, ja freudiger Begeisterung begrüßt worden, sondern es sind damit Tatsachen geschaffen worden, die wir nicht mehr zurücknehmen können. Aber ebenso wenig kann ich mir […] denken, daß Sie, geehrte Herren, vor der ganzen christlichen Welt die Verantwortung tragen möchten durch eine Weigerung Ihrerseits ein christliches, in seiner Ausführung so weit vorgerücktes Unternehmen zum Scheitern gebracht zu haben […].“
In die Enge getrieben erfolgte am 9. Februar die Zustimmung Hansemanns:
„Um den Wünschen entgegenzukommen, welcher Euer Hochwürden in dem gfl. Schreiben vom 21. d. Mts. ausgesprochen haben, haben wir am 6. d. Mts. den Führer unseres Dampfers Samoa, Kapitän Dahlmann, welcher nach Cooktown von Finschhafen eingelaufen ist und nach letzterem Hafen am 8. d. Mts. wieder ausgeht, telegraphisch angewiesen, dem Missionar Flierl freie Passage in erster Kajüte von Cooktown nach Finschhafen zu gewähren […].“
(zitiert nach Pilhofer 1961, S.58-59)