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Maji Maji Krieg

Wegen zunehmender repressiver Maßnahmen, der Erhöhung der sog. Hüttensteuern und besonders der Einführung der so genannten Dorfschamben (Baumwollfelder, auf denen die Einwohner eines Dorfes zur Arbeit gezwungen wurden) brach im Juli 1905 der Maji-Maji-Krieg aus. Der Widerstandes breite sich schnell über ethnische und politische Grenzen hinweg aus. In kurzer Zeit schlossen sich unterschiedliche Volksgruppen der Bewegung an. Dies wurde vor allem durch den Maji-Kult ermöglicht, der traditionelle Mythen aufgreifend in verschiedenen Gebieten Ostafrikas auf Resonanz stieß. Der Prophet Kinjikitile Ngwale predigte den Widerstand gegen die Deutschen und verbreitete seine Botschaft mit Hilfe des „heiligen Wassers“ (maji = „Wasser“). Das Maji sollte die Kämpfenden schützen und die feindlichen Gewehrkugeln zu Wassertropfen verwandeln. Am 20. Juli 1905 wurde in Kibata erstmals, eine
Baumwollplantage als Symbol der Kolonialherrschaft Baumwollplantage als Symbol der Kolonialherrschaft
Baumwollplantage
zerstört. Die integrative Kraft des Maji-Kultes fand ihren Höhepunkt in der Schlacht bei Mahenge. Im Sturm auf die Boma von Mahenge am 30. August 1905 griffen mehrere tausend Afrikaner den deutschen Posten an, der von etwa 80 Mann Schutztruppe und 200 Einheimischen verteidigt wurde. Im Maschinengewehrfeuer erlitten die Angreifer verheerende Verluste. Der Rückschlag bedeutete aber nicht das Ende. Weitere Gruppen schlossen sich der Bewegung an, und so kontrollierten die Widerstandsgruppen im Oktober etwa die Hälfte der Kolonie. In der Folge der verlustreichen offenen Feldschlachten verlegten sich die Führer des Widerstands auf die Führung eines Partisanenkriegs der sich bis 1907 fortsetzte. Ab 1906 wandten die Deutschen gegen die afrikanische Guerilla-Taktik eine „Strategie der verbrannten Erde“ an. Dörfer wurden zerstört, Ernten und Vorräte verbrannt, Brunnen zugeschüttet und Angehörige der Anführer in Sippenhaft genommen. Die Folge war eine verheerende Hungerkatastrophe, die ganze Landstriche entvölkerte und die die sozialen Strukturen der ostafrikanischen Gesellschaft nachhaltig veränderte. Die Verluste auf Seiten der ostafrikanischen Bevölkerung werden heute auf 100.000 bis 300.000 Personen geschätzt. Auf der Gegenseite kamen 15 Europäer und 389 afrikanische Soldaten ums Leben. Die Vorgänge in Ostafrika wurden im Deutschen Reich kaum wahrgenommen und standen bzw. stehen bis heute im Schatten des Krieges und Völkermordes in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia (vgl. Speitkamp 2014, S.219-222; Marx 2004, S.147-149; Tetzlaff 2018 S.102-104; Gründer 2018, S.178-186). 100 Jahre nach dem Ende des Krieges verfassten 2007 verschiedene evangelische Missionsgesellschaften in Erinnerung an den Maji Maji Krieg eine Deklaration (öffnet im neuen Tab), um ihre enge Verbundenheit mit den tansanischen Kirchen zu zeigen und um Vergebung zu bitten für begangenes Unrecht. Interessant ist darüber hinaus, dass es bereits 1893 auf der Gazellehalbinsel im Bismarck-Archipel/Neuguinea einen Zusammenschluss verschiedener Gruppierungen der Tolai unter dem Schutz einer Wundersalbe gab. Die Salbe wirkte ähnlich wie das Maji Maji als Bindeglied, wodurch ein gemeinsames Vorgehen gegen die deutschen Invasoren möglich wurde (vgl. Krug 2005, S.122-123)
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